Die Ansprache im Wortlaut
Papst Benedikt XVI.: „Auch uns muß das Herz aufgehen, gleichsam brennen, wenn wir Jesus begegnen"
„Entfacht vom Glauben an den auferstandenen Herrn wollen wir seine Liebe in die Welt hinaustragen"
ROM, 7. April 2008 (ZENIT.org).- Wir veröffentlichen die Ansprache, die Papst Benedikt XVI. gestern, Sonntag zum Regina Caeli gehalten hat.
Ausgehend vom Sonntagsevangelium über die beiden Jünger von Emmaus ermutigte der Heilige Vater die Gläubigen, die sich auf dem Petersplatz versammelt hatten, die Begegnung mit dem auferstandenen Christus aktiv zu suchen, und zwar dort, wo sie sich auch heute ereignet: im Wort Gottes und in der Eucharistie.
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Liebe Brüder und Schwestern!
Das Evangelium des heutigen Sonntags, des dritten Sonntags der Osterzeit, ist die allbekannte Erzählung von den so genannten Emmaus-Jüngern (vgl. Lk 24,13-35). Es berichtet von zwei Jüngern Christi, die einen Tag nach dem Samstag, das heißt am dritten Tag nach seinem Tod, Jerusalem traurig und bedrückt verließen, um in ein nicht weit entferntes Dorf zu gehen, das Emmaus hieß. Als sie unterwegs waren, begegnete ihnen der auferstandene Jesus, sie aber erkannten ihn nicht. Als er ihre Niedergeschlagenheit bemerkte, erklärte er ihnen anhand der Schrift, dass der Messias leiden und sterben müsste, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen.
Nachdem er dann zusammen mit ihnen in ihr Haus gegangen war, segnete er das Brot und brach es. Daran erkannten sie ihn, er aber entzog sich ihren Augen und ließ sie voller Staunen vor jenem gebrochenen Brot zurück, dem neuen Zeichen seiner Gegenwart. Und sofort kehrten die beiden nach Jerusalem zurück und erzählten den anderen Jüngern, was geschehen war.
Das Dorf Emmaus ist nicht mit Sicherheit identifiziert worden. Es gibt verschiedene Hypothesen, und dieser Tatbestand ist gewiss interessant, da er uns erkennen lässt, dass Emmaus in Wirklichkeit jeden Ort verkörpert: Die Straße, die dorthin führt, ist der Weg jedes Christen – ja, mehr noch: jedes Menschen! Auf unseren Straßen wird der auferstandene Jesus zum Reisegefährten, um in unseren Herzen die Wärme des Glaubens und der Hoffnung neu brennen zu lassen und das Brot des ewigen Lebens zu brechen.
Im Gespräch der Jünger mit dem unbekannten Wanderer besticht das Wort, das der Evangelist Lukas einem von ihnen in den Mund legt: „Wir aber hatten gehofft…“ (24,21). Dieses Wort in der Vergangenheitsform besagt alles: Wir haben geglaubt, wir sind nachgefolgt, wir haben gehofft…, aber nun ist alles zu Ende. Auch Jesus von Nazareth, der in Werken und Worten gezeigt hatte, dass er ein mächtiger Prophet war, ist gescheitert, und wir sind enttäuscht worden.
Dieses Drama der Emmaus-Jünger erscheint wie ein Spiegel der Situation vieler Christen unserer Tage. Es scheint, dass die Hoffnung des Glaubens gescheitert wäre. Der Glaube selbst gerät aufgrund der negativen Erfahrungen, durch die wir uns auch vom Herrn verlassen und verraten fühlen, in eine Krise. Aber diese Straße nach Emmaus, auf der wir gehen, kann ein Weg der Reinigung und der Reife unseres Glaubens an Gott werden. Auch heute können wir mit Jesus in ein Gespräch eintreten, indem wir sein Wort hören. Auch heute bricht er das Brot für uns und gibt sich selbst als unser Brot. Und so schenkt uns die Begegnung mit dem auferstandenen Christus, die auch heute möglich ist, einen tieferen und echteren Glauben, der sozusagen durch das Feuer des Osterereignisses geläutert ist; einen kräftigen Glauben, da er nicht durch menschliche Ideen genährt wird, sondern durch das Wort Gottes und seine reale Gegenwart in der Eucharistie.
Dieser wunderbare Text des Evangeliums enthält bereits die Struktur der Heiligen Messe: im ersten Teil das Hören des Wortes durch die Heilige Schrift, im zweiten die eucharistische Liturgie und die Gemeinschaft mit dem im Sakrament seines Leibes und seines Blutes gegenwärtigen Christus. Dadurch, dass sich die Kirche an diesem zweifachen Tisch speist, wird sie unaufhörlich und Tag für Tag erbaut; in Glaube, Hoffnung und Liebe erneuert.
Durch die Fürsprache der allerseligsten Maria bitten wir darum, dass jeder Christ und jede Gemeinschaft von Neuem die Erfahrung der Emmaus-Jünger mache und so die Gnade der verwandelnden Begegnung mit dem auferstandenen Herrn wiederentdecke.
[Nach dem Mariengebet begrüßte der Papst die Pilgergruppen. Auf Deutsch sagte er:]
Ein herzliches Grüß Gott sage ich den Gläubigen aus den Ländern deutscher Sprache. Unter ihnen grüße ich besonders alle, die hier in St. Peter am Abschlußgottesdienst des ersten Weltkongresses über die Göttliche Barmherzigkeit teilgenommen haben. „Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloß", hören wir die Emmausjünger im heutigen Evangelium sagen. Auch uns muß das Herz aufgehen, gleichsam „brennen", wenn wir Jesus begegnen, sein Wort und seinen heiligen Leib in uns aufnehmen. Entfacht vom Glauben an den auferstandenen Herrn wollen wir seine Liebe in die Welt hinaustragen. Gesegneten Sonntag!
[ZENIT-Übersetzung des italienischen Orginals; © Copyright 2008 – Libreria Editrice Vaticana]
[Modificato da @Andrea M.@ 13/05/2008 19:09]